Free Music Production / FMP:
The Living Music

Die Ausstellung widmet sich der Geschichte des Musiklabels Free Music Production (FMP), das von 1968 bis 2010 als Berliner Plattform für die Produktion, Präsentation und Dokumentation von Musik Unvergleichliches geleistet hat. Seit den späten 1950er Jahren hatte es immer wieder Versuche von Musikern gegeben, ihre Produktions- und Arbeitsbedingungen selbstbestimmt zu gestalten. Sowohl in ihrer Langlebigkeit als auch in der Vielfältigkeit ihrer Unternehmungen ist die FMP bis heute einzigartig und in dieser Form vielleicht nur in Westberlin möglich gewesen. Weil der Saxophonist Peter Brötzmann den Veranstaltern der Berliner Jazztage (heute Jazzfest Berlin) nicht garantieren konnte, dass seine Gruppe in schwarzen Anzügen auftreten würde und deshalb wieder ausgeladen wurde, organisierte er 1968 zusammen mit dem Bassisten Jost Gebers das erste Total Music Meeting (TMM). Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich FMP zu einem internationalen Brennpunkt für aktuelle, zu Beginn teils heftig umstrittene improvisierte Musik. Bereits 1969 begann auch die Dokumentation der Musik auf Schallplatten.

Ab 1968 hat die FMP immer wieder kontinuierlich mit einer Vielzahl von Frauen zusammengearbeitet und feministische Positionen in der männerdominierten Welt der Improvisation präsentiert; beginnend mit der Sängerin Maggie Nicols und der Pianistin und Schlagzeugerin Irène Schweizer, die beide auch als Mitglied der Feminist Improvising Group mit Corinne Liensol, Lindsay Cooper, Sally Potter, Annemarie Roelofs und Georgina Born beim Total Music Meeting 1979 auftraten. Als erstes westliches Label nahm FMP auch Musiker aus der DDR sowohl in Ost- als auch in Westberlin auf. 1988 brachte FMP eine Hauptfigur der amerikanischen Musik des 20. Jahrhunderts, Cecil Taylor, erstmals mit ihren europäischen Zeitgenossen zusammen und nahm unter anderem die legendäre Box Cecil Taylor in Berlin '88 auf. Die FMP hat ihre Arbeit früh um afrikanische und andere nichteuropäische Volksmusiken, aber auch Kooperationen mit Tänzern wie Pina Bausch, Min Tanaka, Ōno Kazuo, Christine Brunel, bildende Künstler wie Tomas Schmit, A. R. Penck und Günther Förg oder Literaten wie Günter Grass erweitert. Die gesamte Tonträgerproduktion von annähernd 500 Einspielungen auf FMP und seinen Sublabeln hat mittlerweile Kultstatus.

„Free Music Production / FMP: The Living Music" erzählt unter internationaler Beteiligung die Erfolgsgeschichte einer Initiative, die im Kontext der 1968er Ideen von Selbstorganisation und Selbstbestimmung entstand und über 40 Jahre lang erfolgreich interdisziplinär vernetzt arbeitete. Dabei haben die Formate, die die FMP entwickelt hat, immer wieder grundsätzlich die Produktions-, Aufführungs- und Dokumentationsbedingungen für zeitgenössische Musik hinterfragt und erweitert. Die Ausstellung stellt beispielhaft für die vielen hundert Konzerte und Veranstaltungen, die wichtigsten und bis heute oft kopierten Konzertformate vor – zum Beispiel den Workshop Freie Musik oder das Total Music Meeting. Sie dokumentiert mithilfe von Fotografien, Postern, Flyern, Originaldokumenten, Interviews sowie vielen noch nie zuvor gesehenen dokumentarischen Videos und bisher unveröffentlichten Aufnahmen aus dem FMP-Archiv von Jost Gebers eine einzigartige Musik- und Kulturgeschichte zwischen West und Ost, die damit an einen ihrer ursprünglichen Veranstaltungsorte, die Akademie der Künste, zurückkehrt.

Eine Ausstellung in Kooperation von Haus der Kunst, München, und Akademie der Künste, Berlin. Kuratiert von Markus Müller. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und das Goethe-Institut.

 

Die Ausstellung präsentiert die Arbeit vieler hundert Künstlerinnen und Künstler für und im Zusammenhang der FMP. Breiten Raum nehmen neben den Gründungsmitgliedern Peter Brötzmann, Jost Gebers, Peter Kowald, Detlef Schönenberg und Alexander von Schlippenbach unter anderem Dokumentationsfotos und Arbeiten von Paul G. Deker, Werner Bethsold, Gerard Rouy, Roberto Massotti, sowie vor allem von Dagmar Gebers ein. Eigene Präsentationen bekommen neben Cecil Taylor Musikerinnen der Feminist Improvising Group mit Corinne Liensol, Lindsay Cooper, Sally Potter, Annemarie Roelofs und Georgina Born, Musiker aus der DDR wie Hannes Bauer, Konrad Bauer, Heinz Becker, Manfred Hering, Ulrich Gumpert, Ernst-Ludwig Petrowsky oder Manfred Schulze. Darüber hinaus werden afrikanische und andere nichteuropäische Volksmusiken, wie Africa Djolé präsentiert, aber auch Kooperationen mit Tänzerinnen und Tänzern wie Pina Bausch, Min Tanaka, Ōno Kazuo, Christine Brunel, sowie bildenden Künstlern wie Tomas Schmit, A. R. Penck, Albert Oehlen und Günther Förg oder Literaten wie Günter Grass.