5-5-5-5 cut
Raimund Kummer / Daniel Ott

RaumKlangIntervention
10.4. – 14.5.2025

Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin

Eröffnung am Mittwoch, 9.4.2025, 19 Uhr

Raimund Kummer, Piano, 1981, Eingeschnittene Silhouette des Blüthner-Konzertflügels von Fritz Rahmann in Atelierwand, ca. 200 x 260 cm

Der Bildhauer Raimund Kummer und der Komponist Daniel Ott stellen ihr für den Pariser Platz konzipiertes Projekt „5-5-5-5 cut“ vor. Nach dem Dialog zwischen Luc Tuymans und Edith Clever im Herbst 2023 ist dies die zweite Ausgabe der Ausstellungsreihe der Akademie der Künste, in der zwei Akademie-Mitglieder aus unterschiedlichen künstlerischen Disziplinen zusammenfinden und ein gemeinsames Projekt entwickeln.

Die räumliche Grundidee der Intervention in den 5 historischen Ausstellungsräumen am Pariser Platz ist die Etablierung einer alle Räume durchschneidenden Mittelachse – cut. Entlang dieser von Raimund Kummer mit 5 Werkfragmenten plastisch bespielten Schnittachse bewegen sich täglich mindestens 5 Stunden bis zu 5 Instrumentalist*innen, die über 5 Wochen eine ortsspezifische Komposition von Daniel Ott live aufführen. Die komponierte Instrumentalmusik setzt musikalische Schnitte als Prinzip ein und reagiert auf eine gemeinsam produzierte Tonspur, die das Gehen als wiederkehrenden Sound hörbar macht. Das Projekt ist als musikalisches, choreografisches und räumliches Experiment konzipiert und verlockt die Besucher*innen zu räumlichen und auditiven Entdeckungen und Begegnungen mit den Musiker*innen im Raum.

Mit: Jone Bolibar Núñez (Klarinette), Jana De Troyer + Ruth Velten (Saxophon), Rike Huy + Paul Hübner (Trompete), Josa Gerhard (Viola), Adam Goodwin (Kontrabass), Max Andrzejewski + Mikołaj Rytowski (Schlagzeug)

Every Artist Must Take Sides – Resonanzen von Eslanda und Paul Robeson

Ausstellung: 14.11.2025 – 25.1.2026
Festival: 23. – 25.1.2026
Akademie der Künste, Berlin, Hanseatenweg

Eslanda und Paul Robeson in Ost-Berlin, Dezember 1963, Akademie der Künste, Berlin, Paul-Robeson-Archiv Nr. 940, Fotograf*in unbekannt

Mit dem Projekt „Every Artist Must Take Sides – Resonanzen von Eslanda und Paul Robeson“ widmet sich die Akademie der Künste dem Nachhall zweier Ausnahmepersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Das politische und künstlerische Wirken von Eslanda Cardozo Goode Robeson (1895 – 1965) und Paul Robeson (1898 – 1976) war Ausdruck eines Denkens, das die Welt in Beziehungen versteht und eines kompromisslosen Widerstands gegen jede Form der Unterdrückung. Eine Ausstellung und ein Festival zeigen Beiträge zeitgenössischer Künstler*innen und Musiker*innen sowie Zeugnisse aus dem Paul-Robeson-Archiv der Akademie der Künste.

„Every artist, every scientist, every writer must decide now where he stands. He has no alternative. [...] The artist must take sides. He must elect to fight for freedom or for slavery.“ Diesen eindringlichen Appell formulierte Paul Robeson am 24. Juni 1937 in einem Solidaritätskonzert in der ausverkauften Londoner Royal Albert Hall, um den Kampf der Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg zu unterstützen. Der afroamerikanische Sänger, Schauspieler, studierte Jurist und Aktivist erreichte von den 1930er- bis in die 1960er-Jahre ein globales Publikum mit Filmen, Theater- und Konzertauftritten sowie politischen Kundgebungen, über Radio, Schallplatten und Zeitungen. Die afroamerikanische Autorin, Anthropologin, UN-Korrespondentin, Künstlermanagerin und Aktivistin Eslanda Robeson schrieb über ihre Reisen nach Süd-, Ost- und Zentralafrika und war aktiv in die Neukonstitution der „Weltgemeinschaft“ nach dem Zweiten Weltkrieg involviert, mit einem Fokus auf internationalistische Frauenorganisationen. Das Paar verknüpfte den antirassistischen Kampf für Bürger- und Menschenrechte in den USA mit den antifaschistischen Freiheitskämpfen in Europa, internationalen Arbeiterbewegungen und dem antikolonialen Befreiungskampf in Asien, Afrika und der Karibik im Geiste des sozialistischen Internationalismus.

Die Konzerte und Engagements Paul Robesons sowie die Forschungsarbeit Eslanda Robesons erlaubten es beiden, mit der Schwarzen Diaspora auf der ganzen Welt in Austausch zu treten – und sich selbst als Teil dieser Diaspora und zugleich als Welt-Bürger*innen zu begreifen. Eslanda Robeson verstand dabei ihr Schreiben, Paul Robeson seine Stimme und sein Gehör als „Waffen“, die sie strategisch einzusetzen wussten. Die Bühne, Film- und Tonaufnahmen und Publikationen, aber auch das Postwesen und das Telefon wurden zu zentralen Medien ihres transnationalen Aktivismus und unermüdlichen, kreativen Widerstands – auch gegen die antikommunistischen Repressionen und die Überwachung durch die US-Regierung in den 1940er- und 1950er-Jahren.

1965, inmitten des Kalten Krieges, wurde das Paul-Robeson-Archiv an der damaligen Akademie der Künste der DDR gegründet, als erste systematische Materialsammlung zu Leben und Werk eines Schwarzen US-amerikanischen Künstlers und zum Wirken einer Schwarzen Aktivistin und Intellektuellen. Heute stellt das Paul-Robeson-Archiv eine produktive Schnittstelle aktueller postsozialistischer und postkolonialer Diskurse dar. Anlässlich des 60. Jubiläums des Archivs eröffnet das Projekt „Every Artist Must Take Sides“ einen Resonanzraum, um das Vermächtnis der Robesons und ihrer Kämpfe auf die drängenden Fragen unserer Gegenwart zu beziehen.

Projektleitung: ​​Johanna M. Keller, Tomke Braun

Künstlerische Leitung: ​Anujah Fernando, Lina Brion

Kuratorisches Team: ​Tomke Braun, Lina Brion, Ibou Diop, Aidan Erasmus (The Centre for Humanities Research at the University of the Western Cape), Anujah Fernando, Julia Gerlach, Baruch ​​​Gottlieb, Johanna M. Keller, Katharina ​​​​Schultens (Haus für Poesie)

Archivische Begleitung: Peter Konopatsch

Projektkoordination: Anja-Christin Remmert, Denise Baumeister, Luise Langenhan

Künstlerisch-technische Leitung: Roswitha Kötz

Ausstellungsassistenz: Matthias Appelfelder

Beiträge von Heiner Goebbels, George E. Lewis, Robert Machiri, Neo Muyanga, Shana L. Redmond, Kirsten Reese, Matana Roberts, u. v. m.

„Every Artist Must Take Sides – Resonances of Eslanda and Paul Robeson“ ist ein Projekt der Akademie der Künste, Berlin, in Kooperation mit dem Centre for Humanities Research at the University of the Western Cape, Kapstadt, und dem Haus für Poesie, Berlin.

 

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