Kultur-Land unter?
Kulturarbeit im ländlichen Raum
Kulturarbeit in ländlichen und kleinstädtischen Regionen schafft Räume für künstlerischen Austausch und kulturelle Bildung, fördert den sozialen Zusammenhalt und die lokale Entwicklung. Knappe Ressourcen sowie eine erstarkende Rechte stellen die Kultur jedoch vor Herausforderungen.
Wie können Künstler*innen, Kommunen und lokale Akteure zusammenarbeiten, um ihre Arbeit nachhaltig zu gestalten und auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zu reagieren?
Begrüßung: Manos Tsangaris, Präsident der Akademie der Künste
Mit Matthias Frohl, Thomas Krüger, Helge Lindh, Birgit Lohmeyer, Marion Neumann, Oliver Wolf aka Olsen, Sophia Trollmann, Christian Tschirner
Moderation: Johanna M. Keller, Programmbeauftragte der Akademie der Künste
Kurzbiographien der Teilnehmenden:
Matthias Frohl (geboren 1960 in Weißenfels /Saale) studierte von 1980-1984 an der Karl-Marx-Universität in Leipzig Kunstpädagogik und Geschichte. Seit 1984 arbeitet er in Brandenburg an der Havel als Kunst- und Geschichtslehrer. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit erfolgte 2007 eine Abordnung an die Kinder- und Jugend-Kunst-Galerie „Sonnensegel“ e.V. . Seit 2008 ist er Leiter und Geschäftsführer dieser „Anerkannten Kunstschule des Landes Brandenburg“.
Thomas Krüger (geboren 1959) ist seit dem Jahr 2000 Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Seine politische Laufbahn begann 1989 als Mitbegründer der Sozialdemokraten in der DDR (SDP), wo er bis 1990 als Geschäftsführer in Ost-Berlin und als Mitglied der Volkskammer tätig war. 1990 übernahm er das Amt des Ersten Stellvertreters des Oberbürgermeisters von Ost-Berlin sowie die Funktion des Stadtrats für Inneres im Magistrat und der Gemeinsamen Landesregierung. Von 1991 bis 1994 war er Berliner Senator für Jugend und Familie, bevor er zwischen 1994 und 1998 als Mitglied des Deutschen Bundestages wirkte.
Helge Lindh (geboren 1976 in Wuppertal) studierte u. a. angewandte Kulturwissenschaften, Soziologie, Geschichte und Sprachwissenschaften. Seit 1999 ist er Mitglied der SPD. In den Jahren 2010 und 2011 war er Stellvertretender Vorsitzender der Jusos Wuppertal. Seit 2012 ist er Beauftragter für Politische Bildung im Vorstand der SPD Wuppertal und wurde in dieser Funktion 2014 sowie 2016 wiedergewählt. Er übernahm den Vorsitz der PG Migration und gründete 2015 die AG Migration und Vielfalt Wuppertal, deren Vorsitz er seitdem innehat. Seit 2017 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages und Sprecher der AG Demokratie der SPD-Bundestagsfraktion. Im Jahr 2021 wurde er in den Vorstand der Herzinitiative Wuppertal berufen. Darüber hinaus ist er Mitglied im Kuratorium des Deutschen Historischen Museums sowie stellvertretendes Mitglied im Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung.
Birgit Lohmeyer studierte Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Devianzpädagogik und Kriminologie, absolvierte eine psychotherapeutische Ausbildung und engagierte sich in Hamburg jahrelang beruflich für Menschen im gesellschaftlichen Abseits. 1998 erschien ihr erster psychologischer Thriller; weitere folgten. Sie ist Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller (VS) und im PEN Deutschland und arbeitet zudem journalistisch. Als Dozentin unterrichtet sie literarisches Schreiben. Seit 2004 lebt sie mit ihrem Mann Horst Lohmeyer an der Mecklenburger Ostseeküste im winzigen Dorf Jamel. Ab 2005 begann die Besiedelung des Dorfes durch mehrere rechtsextreme Familien, die heute mindestens 95 % der Dorfbevölkerung stellen. Als Methode des Selbstschutzes vor den aggressiven Einschüchterungen und Übergriffen durch die Rechtsextremen, begannen die Lohmeyers öffentliche Kulturveranstaltungen, wie das Festival „Jamel rockt den Förster“, auf ihrem ehemaligen Forsthof zu organisieren und betätigen sich zudem als Referent*innen in der politischen Bildung. Für ihr Engagement wurden sie mehrfach ausgezeichnet.
Marion Neumann leitet seit 2012 das Vermittlungsprogramm KUNSTWELTEN der Akademie der Künste. Zuvor war sie Referentin im Präsidialbereich bei den Akademie-Präsidenten Walter Jens (Schriftsteller und Philologe), György Konrád (Schriftsteller), Adolf Muschg (Schriftsteller) und Klaus Staeck (Grafiker, Verleger und Plakatkünstler) und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Akademie der Künste der DDR. Sie studierte Germanistik, Anglistik und Pädagogik in Berlin und promovierte über die Schriftstellerin Ricarda Huch.
Oliver Wolf aka Olsen (geboren 1975) hat nach einer Schreinerausbildung Mediale Kunst an der HdK Zürich sowie Bildende Kunst an der Universität Barcelona studiert. 2018 graduierte er im Fachbereich Medienkunst an der Queen Mary-Universität in London. Seine Arbeiten wurden international in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen ausgestellt und er hat Workshops sowie Lehrveranstaltungen in verschiedenen Kontexten gehalten. Seit 2018 ist er Gründungsmitglied und Vorstand des gemeinnützigen Kunstvereins Global Forest mit Sitz in St. Georgen im Schwarzwald wo er derzeit auch wohnt und arbeitet. In seiner künstlerischen Arbeit setzt sich Olsen primär mit Technologien und ihrer/n Geschichte/n sowie Kulturen des Digitalen auseinander. Die Installationen, Skulpturen und Objekte, die er entwirft und konstruiert, hinterfragen u. a., wie technologische Entwicklungen unseren Alltag formatieren und ökonomische Nützlichkeitsparadigmen aufgreifen.
Sophia Trollmann ist Kuratorin und Kunstvermittlerin. Sie hat ihren Schwerpunkt auf bildender Kunst im öffentlichen Raum und entwickelt Formate kultureller Teilhabeprozesse. Als Mediatorin im Modell „Neue Auftraggeber“ setzt sie gemeinsame mit Bürger*innen-Initiativen Kunstwerke in kleineren und größeren Kommunen um. Von 2018 bis 2020 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei den Staatlichen Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Bereich Bildung / Vermittlung / Besucherdienste tätig. Im Rahmen der Skulptur Projekte 2017 hat sie als kuratorische Assistentin zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum realisiert. Seit 2024 berät sie Kommunen beim Aufbau und der Absicherung von kulturellen Bildungsnetzwerken im Rahmen von K2-Beratungen. Aktuell ist sie Ko-Kuratorin der Ausstellung „Tatort Paderborn 2025: Der Fluss bin ich“, einer Ausstellung im öffentlichen Raum entlang des Stadtflusses Pader, die im Juni 2025 eröffnen wird.
Christian Tschirner (geboren 1969 in Lutherstadt) nahm nach seiner Ausbildung zum Tierpfleger im Zoo Leipzig ein Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin auf. Anschließend arbeitete er als Schauspieler, Regisseur, Autor und Dramaturg u. a. am TAT in Frankfurt, dem Schauspiel Hannover, dem Schauspielhaus Hamburg. Von 2019 bis 2022 war er leitender Dramaturg an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin. 2023/24 gehörte er zum kuratorischen Team des Festival OSTEN. Er ist Gründungsmitglied des Autor*innenkollektivs Soeren Voima und der Performancegruppe les dramaturx.
Johanna M. Keller ist seit Oktober 2022 Programmbeauftragte und Mitglied der Geschäftsführung der Akademie der Künste, Berlin. Zuvor war sie für das Goethe-Institut in Syrien, Litauen, Ägypten und Deutschland tätig. Als Leiterin des Goethe-Instituts Litauen (2010–2015) sowie als Leiterin der Kulturarbeit des Goethe-Instituts für die Region Nordafrika / Nahost (2015–2018) verantwortete sie zahlreiche spartenübergreifende Programme, bevor sie ab 2019 in der Zentrale in München einen Stabsbereich für Drittmittelmanagement aufbaute. Sie studierte Internationale Beziehungen in Dresden, Florenz, Berlin und Damaskus.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung „Ein Dorf 1950–2022“.