School of Resistance Orest in Mossul
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Wie lässt sich ein Verbrechen sühnen, ohne neue Gewalt zu provozieren? Kann ein Mensch, der jahrelang vom „Islamischen Staat“ unterdrückt und gefoltert wird, seinem Peiniger vergeben? Wie in der Orestie, Aischylos’ antiker Trilogie und Gründungsmythos der abendländischen Zivilisation, endet der tragische Held Orest auch in Mossul vor einem Tribunal: Ein Versuch, den endlosen Kreislauf von Rachemorden mit der Einführung eines modernen Rechtssystems zu durchbrechen. Ein vielsprachiges Ensemble mit europäischen und irakischen Schauspieler*innen, eine irakische Schauspielschulklasse, Musiker*innen und Laien erzählen von sich und ihrem Leben in einer zerstörten Stadt.
Das Nachgespräch im Anschluss an die Filmvorführung griff die zentrale Frage der Theater- und Filmarbeit auf: Wie lässt sich ein Verbrechen sühnen, ohne neue Gewalt zu provozieren? In welchen Wiederholungszwängen verstricken wir uns immer wieder selbst? Außerdem wandte sich das Panel den Herausforderungen globaler Kunstproduktion zu: Wie kann der „Globale Realismus“, als künstlerisches Programm von IIPM/Milo Rau, vermeiden, die dargestellten Gewalt- und Abhängigkeitsverhältnisse bloss zu wiederholen? Wie kann globale Kunst gleichberechtigt und nachhaltig sein? Im Gespräch mit dem Kulturtheoretiker und Schriftsteller Klaus Theweleit, dem Theaterautor Mohammad Al Attar und der Schauspielerin Susana AbdulMajd hinterfragte die Dramaturgin Eline Banken Bedingungen der globalen Kunstproduktion ebenso wie die Bedeutung von künstlerischen Strategien des Widerstands.
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