Palästina – Leben und Überleben im permanenten Aufstand Filme von Dahna Abourahme und Elia Suleiman
Seit 15 Jahren bereichert Elia Suleiman das Kino der Welt mit seinem magischen und zugleich verstörenden Kino. Suleimans erster großer Spielfilm „Chronik eines Verschwindens”, 1996 auf dem Filmfestival in Venedig ausgezeichnet, erschien jungen Arabern in den besetzten Gebieten wie ein Komet vor dunklem Horizont. Der Regisseur Kamal Aljafari, der zur Zeit an der dffb unterrichtet, sagt, dass dieser Film ihn wesentlich dazu bewogen hat, selber Filme zu machen. Elia Suleiman gelingt es, inmitten der brutalen Absurdität des Krieges zwischen den Unversöhnlichen stille Tränen und schallendes Gelächter zu erzeugen. Mit der unbeschreiblichen Würde eines Buster Keaton durchschreitet der israelische Araber jene Orte, die durch Hass, Dogmatismus, Gewalt, Alltagswahnsinn und eine merkwürdige Lethargie gekennzeichnet sind – seine Heimatstadt Nazaret, das geteilte Jerusalem, den ständig bedrohten Gaza.
Die Filme der palästinensischen Filmemacherin Dahna Abourahme verbindet mit Suleiman die Auseinandersetzung mit der Geschichte Palästinas als einer Geschichte von Vertreibung und Überleben. Dabei zeichnen sich beide auf je unterschiedliche Art durch ihren hoch reflektierten Umgang mit den eigenen künstlerischen Mitteln aus und eine Ästhetik, die Humor als inneres Kraftwerk der Erzählung etabliert.
17 Uhr: "Kingdom of Women"
Dokumentarfilm mit Animationen von Dahna Abourahme, Libanon 2010, 56 min., englisch untertitelt. Im Anschluss Gespräch mit Dahna Abourahme und Amal Ramsis. Englisch und Deutsch mit Simultanübersetzung
Die Geschichte der Frauen des Flüchtlingslagers Ein El Hilweh zwischen 1982 und 1984 ist ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der palästinensischen Flüchtlinge im Libanon. Nach der Invasion Israels in den Libanon 1982 wurde das Lager zerstört, die Männer inhaftiert. „The Kingdom of Women“ dokumentiert den Zusammenhalt der Gemeinschaft und das Organisationstalent der Frauen in dieser Periode. Sie sind es, die das Lager wieder aufbauen und ihre Familien schützen, während ihre Männer gefangen gehalten sind. Als teilanimierter Dokumentarfilm pendelt der Film zwischen Vergangenheit und Gegenwart, konzentriert sich auf die Geschichte von sieben Frauen und würdigt deren Anteil am Überleben der palästinensischen Gesellschaft im Exil.
„Kingdom of Women“ von Dahna Abourahme
Filmstill. © Dahna Abourahme
19 Uhr: "The Time That Remains"
Spielfilm von Elia Suleiman Frankreich/Italien/Großbritannien/Belgien 2009, 109 min., englisch untertitelt, Simultanübersetzung ins Deutsche. Im Anschluss: Elia Suleiman im Gespräch mit dem Medienwissenschaftler Siegfried Zielinski; Englisch und Deutsch mit Simultanübersetzung
In vier Episoden schildert Elia Suleiman in seinem autobiografisch geprägten Film „The Time That Remains“ palästinensischen Alltag von der Zeit der Entstehung des Staates Israels bis in die Gegenwart – inspiriert von den Tagebüchern seines Vaters, der 1948 im Widerstand kämpfte, und Briefen seiner Mutter an Familienmitglieder, die gezwungen waren, in eben dieser Zeit ihr Land zu verlassen. Der Film bewegt sich zeitlich zwischen unterschiedlichen Dekaden und zeigt die Veränderungen, denen diejenigen ausgesetzt sind, die als „Israeli-Araber“ in ihrem Land geblieben sind und dort zu einer Minderheit geworden sind. Stilisiert und in präzis komponierten Einstellungen, mit brennender Leidenschaftslosigkeit und trockenem Humor erzählt der Film von der Tragödie eines halben Jahrhunderts, deren reale Hintergründe durch Radio- oder Fernsehbilder durchscheinen. Der Film wurde mehrfach auf Festivals ausgezeichnet und war im Jahr 2009 Wettbewerbsbeitrag der Filmfestspiele in Cannes.
>> Masterclass mit Elia Suleiman am 3. März
>> Mit freundlicher Unterstützung des Hauptstadtkulturfonds
>> im Rahmen von Kunst und Revolte. Zu den Umbrüchen in den arabischen Gesellschaften.
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Elia Suleiman (Videostill)
Schnitt und Kamera: Bettina Nürnberg
Kamera: Kenji Ouellet
70 min, 2012
(in engl. Sprache)