»Sturm« von Hans-Christian Schmid

Film und Gespräch

Uraufgeführt als Wettbewerbsbeitrag der diesjährigen Berlinale ist »Sturm« der erste große Spielfilm, der sich mit dem Interessensgeflecht im Hintergrund des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien beschäftigt. Hannah Maynard, Anklägerin am UN-Tribunal in Den Haag, gelingt es, die in Berlin lebende Bosnierin Mira zu überzeugen, als Zeugin im Prozess gegen einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher auszusagen. Auf der Suche nach der Wahrheit wird sie mit Drohungen bosnisch-serbischer Nationaler konfrontiert und den Interessen internationaler Politik. Zunehmend sieht sie, dass ihre Gegner nicht nur auf der Anklagebank, sondern auch in den eigenen Reihen zu finden sind.

Anschließend Gespräch mit dem neugewählten Mitglied der Akademie der Künste Hans-Christian Schmid und dem Rechtsanwalt für Menschenrechte Wolfgang Kaleck. Moderation: Stefan Reinecke, Redakteur der taz, Publizist.

»Sturm«. Film von Hans-Christian Schmid. Buch Bernd Lange, Hans-Christian Schmid. Kamera Bogumil Godfrejow. Schnitt Hansjörg Weißbrich. Musik The Notwist
Darsteller Kerry Fox, Anamaria Marinca, Stephen Dillane, Rolf Lassgård u. a.
D/DK/NL, 2009, 110 Minuten
engl. Originalfassung mit dt. Untertiteln

Hans-Christian Schmid, vielfach ausgezeichneter Spielfilm- und Dokumentarfilmregisseur. Filme u. a. "23", "Crazy", "Lichter", "Requiem". Mitglied der Akademie der Künste.

"…Wie aber erzählt man eine Geschichte, die noch gar nicht vorbei ist? Eine Geschichte, die bis heute aus Albträumen und Entsetzen besteht, aus Gewalt und Betrug, aus Verschleiern, Leugnen - und dabei auch die Geschichte einer mühsam, langsam arbeitenden hochkomplexen Justiz? Die jüngsten Überlebenden der Zerfallskriege Jugoslawiens sind inzwischen gerade mal Teenager. Die den Krieg bewusst erlebt haben, sind im Exil verstreut um die halbe Welt oder leben in den neuen, lethargischen Nachkriegsnationen Ex-Jugoslawiens. Aber alle Überlebenden und Angehörigen der Ermordeten hoffen auf Gerechtigkeit, nicht zuletzt durch das Tribunal. Ins Leben gerufen 1993 als kleines Büro, ist es inzwischen eine Strafjustizbehörde, die jährlich über 120 Millionen Dollar erhält und mehr als tausend Mitarbeiter aus 80 Nationen beschäftigt. An diesen gigantischen, zeithistorischen Stoff hat sich Hans-Christian Schmid gewagt. Und tatsächlich ist bisher noch keine fiktive filmische Verarbeitung diesem Thema gerechter geworden." Caroline Fetscher, Der Tagesspiegel, 10.09.09

Wolfgang Kaleck, Generalsekretär und Mitbegründer des ECCHR, Fachanwalt für Strafrecht, hat sich als Anwalt für Menschenrechte international einen Namen gemacht, zuletzt mit seinen gegen den US-Verteidigungsminister Rumsfeld eingereichten Strafanzeigen wegen Kriegsverbrechen und Folter in Abu Ghraib und Guantánamo. Nach der Gründung der Kanzlei Kaleck.Hummel.Rechtsanwälte im Jahre 1991 war er jahrelang als Strafverteidiger tätig. Seit dem Jahre 1998 streitet Wolfgang Kaleck zudem in der Koalition gegen Straflosigkeit dafür, die ehemalige Militärjunta in Argentinien für die Ermordung und das Verschwindenlassen von Deutschen während der argentinischen Militärdiktatur zur Verantwortung zu ziehen. Der ehemalige Vorsitzende des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins (RAV) und frühere Vizepräsident der Europäischen Demokratischen Anwälte (EDA) ist ein gefragter Fachmann und Publizist in Fragen des Menschenrechtsschutzes. Er ist Mitglied des Beirates am Zentrum für Europäische Rechtspolitik an der Universität Bremen (ZERP).

Mittwoch, 21.10.2009

19 Uhr

Hanseatenweg

Studio

Film von Hans-Christian Schmid. D/DK/NL, 2009, 110 Min., engl. Originalfassung mit dt. Untertiteln. Anschließend Gespräch mit Hans-Christian Schmid und Gästen.
€ 6/4