28.2.2024
Akademie der Künste trauert um René Pollesch (1962–2024)
Der Dramatiker, Regisseur und Theaterleiter René Pollesch, geboren am 29. Oktober 1962 in Dorheim/Friedberg, ist am 26. Februar 2024 in Berlin gestorben.
Er war seit 2012 Mitglied der Akademie der Künste.
René Pollesch studierte 1983 bis 1989 am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen bei Andrzej Wirth und Hans-Thies Lehmann; zu seinen dortigen Theaterlehrmeistern gehörten Heiner Müller und George Tabori. Von 1992 bis Anfang der 2000er Jahre war er als Regisseur und Hausautor am TAT Frankfurt, am Luzerner Theater und am Deutschen Schauspielhaus Hamburg engagiert. Als Künstlerischer Leiter des Praters 2001 bis 2007 formte er unter dem Dach der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz im Kollektiv mit ihm spielerisch und als Ko-Autor*innen verschworenen Schauspielerinnen und Schauspielern eine eigene Ensemblespielweise; er prägte so die künstlerische Popularität des Hauses mit, dessen Intendanz er zu Beginn der Spielzeit 2021/22 übernahm. Seine Stücke inszenierte er auch an allen großen deutschsprachigen Bühnen, auf den Wiener Festwochen und den Salzburger Festspielen, aber auch in Santiago de Chile, Warschau und Tokio. Als Autor und alleiniger Regisseur seiner Stücke, als Theatermacher und poetisch überaus schöpferischer Erfinder seiner Dramen, fand Pollesch zu einer einzigartigen, den Text als diskursive Daseinsweise des Spiels behandelnden Form – welche immer im Zentrum eines mit dem Publikum geteilten Zeitgefühls zu halten, ihm bei enormer künstlerischer Produktivität gelang. René Pollesch schrieb mehr als 200 Stücke, für die er vielfach ausgezeichnet wurde, zum Beispiel als bester deutscher Dramatiker in der Kritiker*innenumfrage von Theater heute. Unter den Auszeichnungen waren auch der Mülheimer Dramatikerpreis 2001 und 2006, der Nestroypreis 2007 und für sein Gesamtwerk der Else Lasker-Schüler-Dramatiker*innenpreis 2012 und der Arthur Schnitzler-Preis 2019.
Akademie-Mitglied Matthias Lilienthal würdigt René Pollesch:
„René Pollesch und ich haben uns erst auf den letzten Metern der Intendanz in München richtig kennengelernt. Ich mochte seine sehr besondere Verbindung von Schreiben und Inszenieren. Vielleicht sehen wir in 20 Jahren auf ihn als eine Art Brecht. Wer soll jetzt noch unsere Emotionen in der Digitalisierung beschreiben? Ich hoffe, er amüsiert sich, da wo er ist.“
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste