19.12.2022
4. Konferenz der Europäischen Allianz der Akademien
Aufnahme der Nationalen Akademie der Künste der Ukraine
Vom 15.-16. Dezember 2022 trafen sich 42 Mitglieder aus 19 Ländern der Europäischen Allianz der Akademien in der Akademie der Künste in Berlin am Pariser Platz, um über Einschränkungen künstlerischer Freiheit angesichts von Krieg und Krise zu diskutieren.
Zahlreiche Akteure aus Kunst und Kultur berichteten von ihren Erfahrungen. Victor Sydorenko, Präsident der Nationalen Akademie der Künste der Ukraine, appellierte in seinem digitalen Grußwort an die Solidarität zwischen den europäischen Kunst- und Kulturinstitutionen und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die ukrainische Kunstakademie wurde kürzlich mit großer Mehrheit in die Allianz aufgenommen.
Sergei Loznitsa, Filmemacher und Mitglied der Akademie der Künste, warnte vor dem Hintergrund seines Ausschlusses aus der ukrainischen Filmakademie davor, „eine Propaganda durch die andere zu ersetzen“.
Hanna Bilobrova, Co-Regisseurin des Dokumentarfilms Mariupolis 2 und Verlobte des getöteten Dokumentarfilmers Mantas Kvedaravičius, zeigte Filmausschnitte, die die Absurdität des Krieges, die Zerstörung, das Leid und das Leben hinter den Schlagzeilen verdeutlichen. Um den Film nach der Ermordung ihres Lebensgefährten fertigzustellen, hatte Bilobrova das Filmmaterial aus Mariupol nach Litauen gebracht.
Berichte von Künstler*innen und Kulturschaffenden aus Polen und Ungarn, die mit finanziellen und inhaltlichen Restriktionen durch die Regierung zu kämpfen haben, kamen in den internen Arbeitssitzungen zu Wort.
Akademie-Präsidentin Jeanine Meerapfel: „Die Kunst wird den Krieg nicht beenden und die Politik nicht ändern. Aber wir haben die Verantwortung, die Bücher zu lesen, die Filme zu zeigen und die Musik zur Aufführung zu bringen, die davon zeugen. Das versuchen wir mit der Europäischen Allianz der Akademien, die sich über nationale Grenzen hinwegsetzt: Wir haben weiche Grenzen, aber klare Ziele.“
Die Versammlung beschloss die Unterstützung betroffener Institutionen einstimmig, sei es durch transnationale Zusammenarbeit in Projekten oder durch öffentlichkeitswirksame Aktionen vor Ort.
Auf die Frage, was politisch engagierte Kunst bedeute, plädierte Filmemacher Andres Veiel in der Abschlussdiskussion dafür, Zweifel und Widersprüche im künstlerischen Schaffen zuzulassen und Ambivalenzen auszuhalten. Komponistin Iris ter Schiphorst appellierte an die anwesenden Kunstakademien, Räume für Debatten zwischen Künstler*innen und Zivilgesellschaft zu schaffen, um Ungleichheiten zu adressieren und die notwendige Transformation der Gesellschaft in Gang zu bringen.
Die Schriftstellerinnen Cécile Wajsbrot und A. L. Kennedy benutzten die Kraft ihrer Kunst, um die Situation in der Welt zu beschreiben und das Publikum mit ihren Worten tief zu bewegen.
In ihren Video-Botschaften betonten Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, und UN-Sonderberichterstatterin für kulturelle Rechte, Alexandra Xanthaki, die Wichtigkeit des europäischen Zusammenschlusses und sicherten der Europäischen Allianz der Akademien weiterhin ihre Unterstützung zu.
Auf der neu entwickelten digitalen Plattform LOOM – Interweaving the Arts in Europe sollen künstlerische Interventionen zu gesellschaftspolitischen Fragen Stellung beziehen und die künstlerische Zusammenarbeit der Europäischen Allianz der Akademien ermöglichen. Der erste Call hat bereits stattgefunden. Unter dem Titel Ignorance is Strength? Artistic Expression and Biopower in the (Post)Pandemic Age haben Künstler*innen über ihre eigene Praxis nach der Pandemie nachgedacht und zu den aktuellen sozialen und politischen Veränderungen gearbeitet.
Weitere Informationen:
www.allianceofacademies.eu
www.loom.allianceofacademies.eu