12.10.2016

States of Uncertainty
Theater und Tanz aus Tunesien, Polen, Italien, Iran und Irak

22. bis 30. Oktober 2016, Akademie der Künste, Hanseatenweg

Im Rahmen des Schwerpunktes „Uncertain States. Künstlerisches Handeln in Ausnahmezuständen“ hat die Akademie der Künste Theater- und Tanzproduktionen aus Tunesien, Polen, Italien, Iran und Irak eingeladen. Sie verbinden sich im Bühnenprogramm „States of Uncertainty“ zu einer Reflexion des Theaters in Umbruchsituationen. Begleitet werden die Aufführungen von Gesprächen mit den Künstlern.

Mit Meriam Bousselmi ist eine der wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen jungen Dramatik in Tunesien zu entdecken; in ihrem Monologstück Was der Diktator nicht gesagt hat mit dem Schauspieler Lassaad Jamoussi verarbeitet sie die Illusionen des Arabischen Frühlings – aus der Sicht eines namenlosen Ex-Machthabers. Bousselmi und Jamoussi setzen sich auch für den Schutz von Kunstschaffenden afrikanischer Staaten ein; über die entsprechende Erklärung, die sie vor die UNO bringen wollen, sprechen die Künstler im Anschluss an die Aufführung.

Von besonderer kulturpolitischer Bedeutung in einer Gesellschaft, die auf die Fluchtwelle nach Europa mehrheitlich ablehnend reagiert, ist die Arbeit der Warschauer Künstlergruppe Strefa WolnoSłowa. Sie bringt neue Aspekte in die Diskussion um Flucht ein: die Geschichten von Geflüchteten sollen im europäischen Geschichtsbild Berücksichtigung finden. Zwei Theaterproduktionen mit Migranten ihres „European History Atlas“-Projektes sind in der Akademie zu sehen: Die eigene Produktion I have drawn more than you can see here, in der die Nachkriegsgeschichte aus polnischer wie aus migrantischer Perspektive erzählt wird, und die physische, bildstarke Inszenierung Acrobats … or the art of escape der Gruppe Cantieri Meticci aus Bologna.

Tanz wird im Iran schnell als Moralverstoß gewertet und bringt Konflikte mit den Behörden, vielfach arbeiten die Tänzer deshalb im Untergrund. Die Berliner Choreographin Modjgan Hashemian hat Kontakte zu dieser Szene und zeigt bodytext, ein mit einem iranischen Ensemble inszeniertes Stück zur Sprengkraft von Handschrift, Graffiti oder Kalligraphie im öffentlichen Raum. Die Lecture Performance in_visible zum Thema Frauen in Gefangenschaft hat Modjgan Hashemian mit zwei Künstlerinnen aus Bagdad erarbeitet.


Programm:

Samstag, 22.10., 19 Uhr
Meriam Bousselmi
Was der Diktator nicht gesagt hat
Theatermonolog von Meriam Bousselmi mit Lassaad Jamoussi, Tunis. Französisch mit deutschen ÜT
Anschließend Artist Talk in englischer Sprache

Dienstag, 25.10., 17 Uhr
European History Atlas Under Construction
Artist Talk mit Alicja Borkowska (Strefa WolnoSłowa), Joanna Krawczyk (Evens Foundation), Pietro Floridia (Cantieri Meticci). In englischer Sprache

Dienstag, 25.10., 19 Uhr
Atlas Project / Cantieri Meticci:
Acrobats … or the art of escape
Inszenierung von Pietro Floridia mit einem Ensemble von 15 Schauspielern und acht Musikern aus Bologna. Italienisch mit englischen ÜT

Mittwoch, 26.10., 19 Uhr
Atlas Project / Strefa WolnoSłowa:
I have drawn more than you can see here
Inszenierung von Alicja Borkowska mit einem Warschauer Ensemble von Migranten aus mehreren Generationen. Polnisch mit englischer Übersetzung

Samstag, 29.10., 19 Uhr
Sonntag, 30.10., 19 Uhr
bodytext / in_visible
Tanzstück / Lecture Performance
bodytext von Modjgan Hashemian mit Ashkan Afsharian, Kaveh Ghaemi, Elahe Moonesi. / in_visible von und mit Labwa Saleh, Modjgan Hashemian, Aya Mansour. Arabisch mit englischen ÜT
Anschließend Gespräch in englischer Sprache

Veranstaltungsort:
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin, Tel. 030 200 57 2000

Pressetickets unter Tel. 030 200 57-1514, presse@adk.de