21.12.2016, 14 Uhr
Ein Leben im Exil
Literaturarchiv der Akademie der Künste eröffnet Theodor-Balk-Archiv
Das Literaturarchiv der Akademie der Künste eröffnet das Theodor-Balk-Archiv. Der Nachlass des 1974 in Prag verstorbenen Journalisten und Schriftstellers Theodor Balk, der 1900 unter dem Namen Dragutin Fodor in Zemun bei Belgrad geboren wurde, befindet sich seit 2010 ebenso im Archiv der Akademie wie der deutschsprachige Nachlass seiner Ehefrau Lenka Reinerová.
Der Bestand umfasst Werkmanuskripte, Notizen und Materialien aus den 1930er bis 1970er Jahren. Balk war vor allem als Journalist tätig, schrieb aber auch Theaterstücke und Romane. Neben größeren, überwiegend unveröffentlichten Prosatexten enthält das Archiv zahlreiche publizistische Arbeiten für Zeitschriften wie Die Linkskurve, Die Weltbühne und Freies Deutschland. Hinzu kommt Korrespondenz mit Personen und Institutionen, darunter Hans Bunge, Hilde Eisler, Bruno Frei, Louis Fürnberg, Wieland Herzfelde, Gisl Kisch, Günter Ruschin, Steffie Spira, Jeanne und Kurt Stern und F. C. Weiskopf. Von besonderem Wert sind die Tagebücher aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs. Sie zeigen Balk als kritischen, auch als selbstkritischen Beobachter der politischen Ereignisse. Sie stehen der interessierten Öffentlichkeit ebenso zur Verfügung wie Tagebücher aus der Zeit des Prager Frühlings.
Theodor Balks Leben zeichnet sich durch zwei Konstanten aus: Kommunismus und Exil. Berlin war die erste Exilstation des jugoslawischen Genossen, hier wurde er Mitglied der deutschen KPD und trat dem Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller bei. 1937 beteiligte sich Balk am Spanischen Bürgerkrieg, er war als Bataillonsarzt der 14. Brigade der Internationalen Brigaden zugeteilt und zeitweise auch als Politischer Kommissar tätig. Nach der Niederlage des republikanischen Spaniens floh er nach Frankreich und wurde dort interniert. 1941 gelang ihm mit Hilfe von Freunden aus den USA die Ausreise über New York nach Mexiko. 1945 kehrte Balk, nun verheiratet mit der tschechischen Journalistin und Autorin Lenka Reinerová, in seine Heimat zurück. Nach dem Bruch zwischen der UdSSR und Jugoslawien unter Tito lebte er in der ČSSR. 1968 stellte Balk sich offen auf die Seite der Reformbewegung des Prager Frühlings. In seiner unveröffentlichten Autobiographie reflektiert er sein Verhältnis zum Kommunismus – in den sozialistischen Ländern erkannte er am Ende nur noch das Gegenteil seiner kommunistischen Ideale.
Das Theodor-Balk-Archiv ist in der Archivdatenbank der Akademie der Künste online recherchierbar. Dort findet sich auch eine ausführliche Darstellung von Balks Leben und Werk.