23.7.2014, 17 Uhr

Akademie der Künste trauert um Heinz Zemanek

Heinz Zemanek, ein Computerpionier von internationalem Ruf, der mit dem Bau des ersten volltransitorischen Computers, seinem „Mailüfterl“, Geschichte geschrieben hat, ist am 16. Juli 2014 in seiner Heimatstadt Wien im Alter von 94 Jahren verstorben.
Der ausgebildete Ingenieur beschäftigte sich früh mit Radartechnik, die seinen weiteren beruflichen Werdegang prägte. Er war langjähriger und einer der angesehensten IBM-Mitarbeiter und forschte vor allem im Bereich der Programmiersprachen. Seine Neugier und Offenheit machten ihn zu einem der bekanntesten europäischen Wissenschaftler seines Fachs. Er war ein leidenschaftlich Lehrender, der bis ins hohe Alter an seiner Heimatuniversität, der Technischen Universität Wien, Vorlesungen hielt.
In die Akademie der Künste wurde er 1971 auf Vorschlag von Gottfried von Einem, Boris Blacher und Hans Chemin-Petit gewählt. Als einziger Wissenschaftler unter Komponisten und Dirigenten führte er sich dort noch im selben Jahr mit einem Vortrag zum Thema „Information und Redundanz in der Kunst“ ein. 2003 wurde Heinz Zemanek für sein Lebenswerk mit dem Großen Preis des Kardinal-Innitzer-Studienfonds ausgezeichnet. Anlässlich seines 90. Geburtstages fand ein internationales Festsymposium statt, das ihn als einen der führenden Informatikpioniere Mitteleuropas würdigte. Die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG) vergibt alle zwei Jahre den Heinz Zemanek Preis für außergewöhnliche Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Informatik.

„Die Wahl Heinz Zemaneks 1971 als Mitglied in die Sektion Musik der Akademie der Künste war ein Signal für die Öffnung des traditionellen Musikdenkens zum forschungsorientierten, technologiegestützten Komponieren. Er setzte sich als einer der Ersten mit Aspekten der Informationsverarbeitung und Computeranwendung in der Musik auseinander und begründete damit Entwicklungen, die heute zum selbstverständlichen künstlerischen Werkzeug gehören.
Heinz Zemanek blieb uns über viele Jahre ein anregender, interessierter Gesprächspartner, dessen naturwissenschaftliche Perspektive unsere Diskussionen oftmals mit überraschenden, ungewöhnlichen Argumenten bereicherte. Die Denkhorizonte auch in seinem Sinne weit und durchlässig zu halten, werden wir uns weiter bemühen.“ (Manos Tsangaris)


Klaus Staeck
Präsident der Akademie der Künste

Manos Tsangaris
Direktor der Sektion Musik